Hilfskraft bei der Etikettierung

Herr T. L. (geb. 1986) ist seit 2013 bei Dr. Ehrenberger Holistic Media GmbH in Mogersdorf als Hilfskraft beschäftigt. Seine intellektuelle Beeinträchtigung ist die Folge einer Gehirnerkrankung. Die Unterstützung, auf die Herr L. im Job angewiesen ist, wird unternehmensintern organisiert.Der Verein Vamos steht dem Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber beratend zur Seite. Herr L. besucht neben seinem 20 Stunden Job regelmäßig das sozialökonomische Beschäftigungsprojekt von Vamos.

Arbeitsplatzbeschreibung

Herr L. ist seit Herbst 2013 als Hilfskraft für 20 Wochenstunden angestellt. In der Produktion ist Herr L. für die Etikettierung einzelner Produktsorten zuständig. Da Herr L. einfach strukturierte und konstante Arbeitsabläufe benötigt, schafft er es, bezogen auf eine Verpackungsgröße, sehr gute Arbeitsergebnisse beim Etikettieren zu erreichen.

Je  nach Bedarf und wetterbedingt erledigt Herr L. auch in der Außenanlage des Unternehmens Arbeiten. Am zwei Hektar großen Gelände des Firmeninhabers erledigt Herr L. zum Beispiel Mäharbeiten und Instandhaltungsarbeiten. Sein Betreuer beim Verein Vamos ist froh, dass sein Klient Herr L. hier so gut aufgenommen wurde: „Die Tätigkeiten entsprechen seinen Fähigkeiten und er macht sie sehr gerne.“

Firma

Das Unternehmen Dr. Ehrenberger Holistic Media GmbH im Burgenland entwickelt, erzeugt und vertreibt Naturprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Im Unternehmen sind aktuell 16 Personen beschäftigt. Der Firmengründer und Arzt Dr. Michael Ehrenberger. arbeitet mit TherapeutInnen, ÄrztInnen und Apotheken sowie mit vielen EndkundInnen zusammen.

Am Wohn- und Firmensitz von Dr. Ehrenberger in Mogersdorf  gibt es einen Permakultur-Schaugarten, eine Bauerngolf-Anlage und ein Seminarhaus.

Planung und Umsetzung

T. L. (geb. 1986) war bis 2013 im sozialökonomischen Beschäftigungsprojekt „Vamos“ beschäftigt, wo er im Team der Landschaftspflege arbeitete. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Landschafts- und Gartenpflege lernte er unter anderem den Umgang mit Hochgrasmäher und Motorsense. Herrn L.s Mutter, die den Arzt und Unternehmer Dr. Ehrenberger persönlich kannte, bat diesen, ihrem Sohn eine Chance zu geben.

Im Rahmen eines Jobcoachings mit individueller Begleitung, das der Verein Vamos anbietet, wurde erstmals zur Probe am Firmengelände gearbeitet. Nach dieser einwöchigen Arbeitserprobung entschied sich die Firmenleitung, Herrn L. im Herbst 2013 einen Arbeitsplatz zu geben.

Unterstützung

Herr L. hat aufgrund seiner intellektuellen Beeinträchtigung vom Sozialministeriumservice 50 Prozent Grad der Behinderung (laut BEinstG) bescheinigt bekommen. Das AMS gewährte zu Beginn des Arbeitsverhältnisses 2013 eine Eingliederungsbeihilfe zur Erleichterung des Firmeneinstieges.

Der Verein Vamos betreibt ein sozialökonomisches Beschäftigungsprojekt, wo Herr L. im Team der Landschaftspflege mitgearbeitet hat, bevor er im Produktionsunternehmen Dr. Ehrenberger zu arbeiten begann. Herr L. besucht weiterhin einmal wöchentlich die Beschäftigungstherapie beim Verein Vamos.

Im Unternehmen hat Herr L. zwei Kolleginnen, die täglich bei ihm sind, seine Arbeit einteilen, und ihm die Struktur geben, die er benötigt.

Trotz seines guten Willens Herrn L. gegenüber ist der Arbeitgeber nicht sicher, wie lange die Stelle von Herrn L. finanzierbar ist, denn seit die Eingliederungsbeihilfe des AMS ausgelaufen ist, erhält der Dienstgeber lediglich den Anteil der Landesförderung, der aber die Defizite des Herrn L. nicht ausreichend kompensieren kann.

Der entsprechende Antrag auf Erhöhung der Landesförderung (Burgenland) wurde bislang noch nicht beantwortet.

Entwicklungspotential

Herr T. L. hat trotz seiner intellektuellen Beeinträchtigung ein hohes Maß an Selbstständigkeit entwickelt, was von seinen Eltern unterstützt wird. Beispielsweise fährt er selbstständig mit dem Mopedauto zur Arbeit.

Im Unternehmen ist Herr L. beliebt, wie sein Chef  berichtet: „Er ist der einzige in der Firma, der nie grantig ist.“ Herr L. hat einen Job gefunden, in dem er durch ideale Rahmenbedingungen eine wertvolle Arbeit leisten kann.

Das Unternehmen möchte keinesfalls auf den engagierten Mitarbeiter verzichten, doch der Arbeitgeber hat Bedenken, wie lange er die finanzielle Belastung ohne ausreichenden Lohnkostenzuschuss tragen kann. 

(c) Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität, Linz